Leitfaden für Vereine des Hessischen Fußball-Verbands: Umgang mit Sportwetten im Amateurbereich
Liebe Vereinsvertreterinnen und Vereinsvertreter,
angesichts der zunehmenden Berichterstattung, der Veröffentlichung einer aktuellen Dokumentation „Angriff auf den Amateurfußball – Die Gier der Wettindustrie“ und insbesondere eines Vorfalls am vergangenen Wochenende in Hessen, möchten wir euch einen Leitfaden an die Hand geben, um angemessen auf die Problematik von Sportwetten im Amateurfußball zu reagieren. Bei besagtem Vorfall wurde ein Datenscout auf einem Sportplatz entdeckt, der Spielinformationen für Wettzwecke sammelte und verbreitete, wodurch Wetten platziert werden konnten.
Dank der aufmerksamen Beobachtung und schnellen Reaktion der Vereinsvertreter*innen und Schiedsrichter*innen konnte die Situation umgehend unter Kontrolle gebracht werden. Sie handelten entschlossen und souverän, indem sie den Datenscout des Platzes verwiesen und somit die Integrität des Spiels schützten.
In diesem Zusammenhang möchten wir besonders auf die rechtlichen Bestimmungen des Glücksspielstaatsvertrags hinweisen. Gemäß § 21 Nr. 1a des Glücksspielstaatsvertrags ist es verboten, ohne die erforderliche Erlaubnis öffentliche Glücksspiele zu veranstalten oder zu vermitteln. Dies gilt insbesondere für Sportwetten, die auf Amateurspiele abgeschlossen werden und umfasst auch das Sammeln und Verbreiten von Spielinformationen, die für Wettzwecke genutzt werden könnten. Der Gesetzgeber stellt klar, dass die Veranstaltung oder Vermittlung solcher Glücksspiele ohne entsprechende Genehmigung strafbar ist. Auch die aktive Beteiligung daran kann
für Einzelpersonen und Vereine erhebliche rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen.
Darüber hinaus verweisen §§ 29, 34 und 55 der Strafordnung des Hessischen Fußball-Verbands (HFV) auf die Verpflichtung, Manipulationen oder den Versuch der Manipulation von Spielen zu verhindern. Jegliches Verhalten, das die Integrität von Spielen in Frage stellt oder den Verdacht auf Spielmanipulationen aufkommen lässt, kann Sanktionen nach sich ziehen. Diese Regelungen dienen dem Schutz unseres Sports und der Fairness im Wettbewerb.
Jeder Verein und jeder Funktionär trägt die Verantwortung, diese Prinzipien zu wahren und aktiv dazu beizutragen, jeglichen Missbrauch zu verhindern.
1. Empfehlungen für den Umgang mit einem Datenscout auf dem Sportgelände
Wenn Verdachtsmomente aufkommen, dass auf euer Spiel online Wetten abgeschlossen werden, informiert umgehend die verantwortlichen Vereinsvertreter, die dann wiederum auf das Schiedsrichtergespann zugehen können. Dabei ist es wichtig, ruhig und sachlich zu bleiben, um die Situation nicht unnötig zu eskalieren. Sollte es Hinweise auf Personen geben, die Spielinformationen für Wettzwecke sammeln und verbreiten, versucht, diese Personen zu identifizieren. Die Vereinsverantwortlichen können ihr Hausrecht nutzen, um diese Personen vom Sportgelände zu verweisen.
Alle relevanten Informationen, wie zum Beispiel Screenshots von Webseiten, auf denen Wetten platziert wurden, und Notizen über den Vorfall, sollten sorgfältig dokumentiert werden. Zeugen sollten dazu aufgefordert werden, ihre Beobachtungen ebenfalls schriftlich festzuhalten. Nach dem Spiel ist es ratsam, eine interne Nachbesprechung durchzuführen, um das Vorgehen zu evaluieren und gegebenenfalls weitere Maßnahmen zu besprechen. Abschließend sollte der HFV über den Vorfall per Mail an
2. Empfehlungen für den Verdacht einer Spielmanipulation
Sollte im Zusammenhang mit Sportwetten der Verdacht einer Spielmanipulation aufkommen, kann der Vorgang gemäß § 13 der Rechts- und Verfahrensordnung durch eine Anzeige an das jeweils zuständige Sportgericht gemeldet werden. Dieses prüft so dann, ob ein gemäß unserer Strafordnung sanktionierbares Verhalten vorliegt. Wir weisen daraufhin, dass gemäß unserer Strafordnung auch das Wetten eines Spielers auf eigene Spiele strafbar ist. Auch solche Fälle können an die Sportgerichte gemeldet werden.
Darüber hinaus hat der DFB eine Ombudsmannstelle eingerichtet. Diese steht Spielern und Vereinsvertretern aber auch Schiedsrichtern, die mit Wett-und Spielmanipulation in Berührung gekommen sind, als ständiger unabhängiger Ansprechpartner zur Verfügung. Bei dieser Stelle kann bereits bei ersten Verdachtsmomenten Rat eingeholt werden.
Der Hessische Fußball-Verband appelliert an alle Vereine, wachsam und entschlossen gegen Sportwetten im Amateurbereich vorzugehen. Die rechtlichen Grundlagen sind klar, und ihre Einhaltung ist von größter Bedeutung, um die Integrität unseres Sports zu wahren. Durch gemeinsame Anstrengungen können wir dafür sorgen, dass der Amateurfußball in Hessen fair und sauber bleibt.
Für weitere Informationen und Unterstützung steht euch der HFV jederzeit zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Nicolas Fink
Geschäftsführer Wirtschaft und Finanzen
Hessischer-Fußball-Verband e.V.